Text und Fotos: Dr. Bernd Aspacher
Die Ardeche ist ein Fluss in Frankreich, ein Nebenfluss der Rhone auf Höhe der Stadt Montelimar. Wer diesen Fluss kennt, der wird sich Wundern: im Winter ein reissender Strom, der nur von geübten Raftern befahren werden kann, im Sommer ein seichtes, fast stehendes Flüsslein, das man trockenen Fusses überqueren kann, wenn man nur von Kanu zu Kanu springt.
Ardeche ist aber auch ein Verwaltungsbezirk, eine Gegend rund um diesen Fluss, welcher sich gigantisch in ein Kalksteinplateau eingefressen hat und damit sind die klassischen Voraussetzungen für Höhlen gegeben: Kalk, Wasser, Karst.
Und es gibt sie auch – zum Tauchen und "trockenen Begehen".
Im Mai 2001 waren Bernd Aspacher und Matthias Fischer in dieser Gegend, um geeignete Höhlen für die Höhlentauchausbildung zu
suchen.
Ein Tag führte uns nach Bourge-St. Andeol, eine kleine Stadt im Rhonetal
Dort entspringen mitten im Ort zwei Quellen:
Die Goul du Pont, welche von Joe Schneider bis 140m Tiefe betaucht wurde und die
Goul de la Tannerie, welche rund 800m waagerecht in nur 8m Tiefe verläuft und dann senkrecht abfällt und bis 190m Tiefe erforscht ist. Da wir, wie bereits erwähnt, Höhle für die Ausbildung gesucht
haben, waren die weit hinten gelegenen Passagen oder die Tiefen und engen Passagen für uns weniger von Interesse als vielmehr die Eingangspassagen, diese dafür jedoch jedoch um so detaillierter. Die
Goul du Pont ist extrem eng, oft verschüttet und kommt deshalb für Ausbildung nicht in Frage. Die Tannerie dagegen ist geradezu ein Prachtexemplar. Der Quelltopf ist gefasst und leicht zugänglich. In
ihm wachsen große Schleimalgen, die dem Topf bei intensiver Sonneneinstrahlung fast ein floureszierendes Strahlen verleiht. Ein Halde, auf der sich noch Relikte früherer Expeditionen finden, führt in
die Höhle hinab und in 8m Tiefe durch eine engere Stelle in die erste Kaverne. Das Gangprofil ist meistens flach, d.h. Höhen von 1m – 1.5m, die Breite dagegen so, dass z.T. auch 10 Taucher
nebeneinander hindurch passen würden. Die Wände bestehen aus nacktem Fels, Sedimente wie Sand oder Lehm ist hier kaum zu finden. Nach kurzer Strecke führt die Leine eine weitere Halde hinunter durch
die einzige Engstelle.
Danach verläuft der Gang in den eben beschriebenen Dimensionen in leichtem Zickzack nach hinten. Wir folgen der Leine bis zu einem größeren Raum 400m
vom Eingang entfernt und tauchen dann wieder zurück. Den zweiten Ausflug nutzen wir, um die ersten 100m genauer zu untersuchen. Gleich nach dem Eingang entdecken wir zur Linken einen Seitengang. Die
Führungsleine läuft der Decke entlang und teilt sich. Ein Strang verschwindet in der Tiefe, jedoch befinden sich hier Bautrümmer, vermutlich ein Habitat-Anker. Für uns sieht der Gang welcher nach
oben führt einladender aus und wir folgen diesem schräg nach oben. Unsere Luftblasen holpern an der Decke entlang und nun zeigt sich, dass dieser Teil der Höhlen nicht vom Wasser durchflosssen wird,
wodurch sich Schlamm ansetzen konnte. Als wir innerhalb der Höhle in einem kleine Dom auftauchen, ist das Wasser schlammig braun und die Sicht bei Null. Nun, wenn es nichts mehr zu sehen, dann kann
man auch umkehren und genau das tun wir auch. Nach kurzer Strecke kommen wir wieder zurück ins klare Wasser des Haupttunnels. Diesem folgen wir nochmals in zwei weitere Seitenarme. Einer führt steil
nach unten und splittet sich dort in vier Passagen auf. Der andere, eher eine Seitenhalle, ist so hoch, dass man darin wieder auftauchen kann. Da die Doppel-10 nun jedoch den Umkehrdruck erreicht
hat,
ist es Zeit, dass wir uns wieder in das irisierende Blaugrün des Quelltopfes zurückziehen.