Notre Dames des Anges

PATD-Taucher: Ekke Müller, Ralf Haslinger, Heinz Knauseder, 06/2001

Die Sache beginnt, wie so oft, einmal wieder mit der langen Anfahrt auf der Rhone - Autobahn. Diese verlassen wir bei Orange und fahren durch die sommerliche Provence nach Vaison La Romaine. Nach wenigen Kilometern, nahe dem Ort Entrechaux, kommt man an das Valleé de Toulourenc. Dort, in einem landschaftlich traumhaften Tal liegt unser Ziel, eine Höhle namens Notre Dames des Anges. Am Anreisetag bleibt nur noch, ein möglichst nahegelegenes Quartier zu suchen und das Tal zu besichtigen.

Der nächste Tag beginnt mit Überlegungen, wie man einige hundert Kilo Ausrüstung etwa 500m weit durch ein Bachbett schafft, um dann wenigstens in der Nähe des Höhleneingangs zu sein. Nach eingehender Prüfung der Fahrtroute entscheiden wir uns, es mit dem Geländewagen zu versuchen. Das funktioniert ganz gut und mit vier Fahrten haben wir





die komplette Ausrüstung in die Nähe des Eingangs geschafft. Das hat uns zunächst eine Menge Strapazen erspart, aber nur zunächst. Nun muss das ganze Equipment durch Gebüsch und über Felsen zum etliche Meter über dem Talgrund liegenden Höhleneingang getragen werden. Ganz schön anstrengend, aber nach einer kurzen Pause beginnt nun der wirklich unterhaltsame Teil. Wir zünden die Karbidlampen an und machen uns daran, die Ausrüstung durch 100m Trockenhöhlenpassage zu schaffen. Das ist dann wirklich eine üble Schinderei, kriechend und über Felsen balancierend, zum Schluss noch einen Abhang hinunter, bringen wir das Equipment bis zum Wasser. Nach vier Stunden sind wir völlig geschafft und wollen eigentlich nur noch an Ort und Stelle liegen bleiben. Jeder von uns beiden hat bestimmt 3l Wasser in sich hineingeschüttet und mit Sicherheit noch mehr ausgeschwitzt.



Nach einer ausgiebigen Pause machen wir noch den Set-Up-Tauchgang für den nächsten Tag,
das EAN50 wird auf -21m deponiert, der Sauerstoff auf -6m.
Als wir aus der Höhle wieder herauskommen ist es schon dunkel,
beim Abendessen besprechen wir noch einmal den Tauchgang am nächsten Tag.

Die Notre Dames des Anges wird ziemlich wenig betaucht, in den tieferen Bereichen so gut wie gar nicht. Nach der Schlepperei des gestrigen Tages glauben wir den Grund dafür zu kennen. Das für einen langen, tiefen Tauchgang nun einmal notwendige Equipment ist nur mit großem Aufwand vor Ort zu bringen. Über die tatsächliche Tiefe der Höhle kursieren die unterschiedlichsten Behauptungen. Bei diesem Tauchgang wollen wir nun herausfinden wie die tatsächliche Tiefe ist und wenn möglich noch schauen, wie es weiter geht. Eine Variante unserer Berechnungen reicht bis -120m, für diese Tiefe haben wir auch das Gas dabei. Wir ziehen die gestern vorbereitete Ausrüstung an, die Stage-Tanks werden angelegt und alles noch einmal gründlich gecheckt. Nach dem Abtauchen legen wir noch die Akkus für die Anzugheizung auf -6m ab, der Sauerstoff wird noch einmal kontrolliert. Als wir den etwas eingetrübten Einstiegsbereich verlassen, erwartet uns diese wunderschöne Höhle mit phantastischen Sichtweiten. Das Wasser ist glasklar und macht den Tauchgang zum Genuss.

Zum Abstieg verwenden wir ein EAN32. Wir kommen gut voran und erreichen bald -40m, dort steigen wir auf TX 20/30 als Travelmix um. Es geht weiter bis -47m, dort macht die Höhle einen scharfen Rechtsknick, steigt wieder an auf -40m, um dann nach einem Linksknick endgültig in die Tiefe zu gehen. Wir folgen dem Gang, der bis auf einige Ausbuchtungen sein Profil beibehält, wechseln bei -70m auf ein TX 11/59 und erreichen schliesslich -100m. Entgegen anderslautender Aussagen geht es von hier an wieder aufwärts. Wir schauen noch ein paar Meter hinauf, wissen aber genau, dass der Gasvorrat heute nicht reicht, um hier weiter zu machen. Das wird das Thema eines weiteren Tauchgangs sein. Auf dem Rückweg versuchen wir uns ein etwas genaueres Bild von der Höhle zu machen und entdecken einige Lehmbänke, die durchaus geeignet sind, die Sicht drastisch zu verschlechtern. Der lange Weg nach oben beginnt, nach einigen Deep-Stops erreichen wir unsere abgelegten Dekogase mit denen wir uns langsam hoch dekomprimieren. Nach 3 ½ Stunden sind wir wieder an der Oberfläche.

Am nächsten Tag beginnt dann das große Abräumen, das ganze Prozedere wieder rückwärts. Alles wieder aus der Höhle hinaus schaffen, hinunter tragen, einladen usw., diesmal allerdings unterstützt von Heinz, der abends noch hinzu gekommen war. Noch einmal Strapaze pur. Spätestens beim Abendessen war allerdings klar, dass wir auf jeden Fall weiter machen. Nur das nächste Mal vielleicht mit etwas mehr Unterstützung.

Notre Dames des Anges
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